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Der Blick hinter die Angst

Am Wochenende habe ich eine Reise angetreten, die ein Teil von mir niemals glaubte antreten zu wollen. Never ever!!! Eine Reise auf völlig unbekanntes Terrain. Besser ausgedrückt: Kein Terrain mehr. Nichts. … Naja, nicht ganz: ein Fallschirm, mein Tandem-Master und knapp 4000 m zum Boden … Und das für jemanden mit Höhenangst! Und doch – die neugierige Forscherin in mir wollte es unbedingt wissen: “Was ist es, was hinter der Angst wartet?”

Lautstark hatte sich diese mir so bekannte innere Stimme einige Wochen zuvor gemeldet: “Komm schon, lass es uns entdecken!” Total verrückt, verspielt und voller Freude war der Ruf gewesen. Einer von den Impulsen aus meiner Mitte, denen ich seit geraumer Zeit vertrauensvoll – natürlich nicht immer frei von Unsicherheit – folge. Weil es damit meist aus meiner ach so sicheren und kuscheligen Komfortzone in unbekannte Gefilde geht.

Und so bin ich losgezogen. Wochen der geistigen Vorbereitung, meine Herzensfreunde als moralische Unterstützung und ein geniales Profi-Team vor Ort! Danke an euch alle und das Team von Skydive-Exit für dieses unvergessliche Erlebnis! Ihr seid der Hammer! 

Alles was ich persönlich für diesen Tag tun konnte, war mir vorab eine Frage zu beantworten: “Was braucht es, damit du diesen Sprung mit Freude erlebst?” Die Antwort war: Freude, Vertrauen und Hingabe. Und die hatte ich eingepackt!

Immer wieder war ich über einige Wochen das Szenario im Geiste durchgewandert, habe mir coole Videos angesehen (auch dafür danke an Freunde, die mich echt mit Power-Videos versorgt haben!), geniale Musik angehört (natürlich episch siegreich! ✌🏽 …pssst…. TopGun Titelmusik war Favorite Nummer 1 …), hab mich in den Flieger steigen, fliegen und landen sehen und über viele Male bereits ein inneres Fest gefeiert! Auf meiner Laufstrecke haben mich die Menschen, die mir entgegenkamen, bestimmt ganz oft für eine wirre Spinnerin gehalten, wenn ich die Arme wieder mal mitten im Lauf siegreich in die Luft streckte, weil die Musik und das Feeling es gerade hergaben – ich war ja gerade gelandet! 🤣 So what! Ich hatte eine Mission. Und der Tag der Erfüllung kam.

Nun – so außergewöhnlich der Ruf, die Vorbereitung und auch die Reise selbst für mich waren; so ungewöhnlich und neu für diese Seite mag dir im Folgenden vielleicht die Erzählung von meinem Tag erscheinen.
Auch hier, raus aus der Kuschelzone. Ich war diesmal einfach anders geführt.

Mit den gleichen Komponenten aus meinem Gepäck: Freude, Vertrauen und Hingabe. Frei aus meiner Mitte. Vielleicht findet dich die ein oder andere Zeile an einem Ort in dir, den nur du kennst. Vielleicht sogar für eine Situation in deinem Leben, die meinem Sprung gleicht. Weniger mit dem Verstand, mehr mit deinem Herzen. ❤️

Von Flügeln getragen

Aufgeschwungen in die Lüfte, bereit die Flügel auszubreiten.
Alles ist weit. Alles ist unendlich. Millionen von Farben. Symmetrische Muster.
So viel Verbindung. So viel Raum. So viel Himmel. So viel Erde.
Der Einzelne nicht sichtbar. Das große Ganze viel mehr.
Hoch, weit, nah, fern, klar und verschwommen. Alles beisammen.
Unzählige nebulöse Gebilde durchdrungen. Über weltliche Spitzen geflogen.
Gereist ins tiefe Blau. Unendliche Stille. Friedliches Licht.

Der Stimme des Herzens gefolgt. Das Unbekannte zu erforschen.
Die Schleusen geöffnet. Vom Vertrauen getragen.
In den Sog des Nichts gestiegen. Von gewaltiger Kraft gezogen.
Die Flügel weit offen. In die Lüfte geschwungen.
Ein Tanz mit dem Universum. Göttliche Drehung. Einheit gefühlt.

Keine Stimmen. Alles steht still. Zeit schier unendlich.
Wichtig und unwichtig. Keine Priorität.
Ruhe. Grenzenlos. Frei. Im Vertrauen. Im Fall. Im Flug. Im Schwung.
Geistiges Nichts. Klar wie der See. Mitten im Wirbel. Keine offenen Fragen.
Purer Flow. Keine Konzepte. Tiefes Wissen.
Der Körper, nur ein Teil des Instruments.
Die Musik der Lüfte. Sie spielt ihren eigenen Takt.
Perfekte Komposition. Die uralte Weisheit, der Dirigent.

Mit einem Mal gezogen. Komplett von Energie durchströmt.
Mitten im Flug. Wie eine wuchtige Flamme.
Geöffnet, getragen, schwebend.
Die Welt kehrt langsam zurück.
Die Stimmen, die Sicht. Alles ist wieder da. So neu. So anders.
Ein leuchtender Zauber.
Einmal die Perspektive des Adlers. Die Welt aus seinen Augen.
Schwingen. Drehen. Beobachten.

Das Bekannte in Sicht. Der Boden ruft zur Tat.
Gewohnte Bewegungen wieder genutzt. Schritte, so federleicht.
Ein Kuss für das Land. Ein Gruß in den Himmel.
Die Stimme zurück. In all ihrer kindlichen Freude.
Gefühle ohne Beschreibung. Die Welt von einer neuen Seite bereist.
Ein kraftvolles Lachen. Innen wie außen.

Alles ist Liebe.
Mehr als genug.
Eins mit der Welt.
Das ist es.
Das ist es, was ich finde.

©️2020, Eveline Brandhofer

Was mich die Angst also gelehrt hat?

Dass, wie alles in unserer Natur, auch die Angst ein Gegenüber hat. So wie der Schatten das Licht. Die Sonne den Mond. Die Traurigkeit die Freude. In diesem Fall heißt der wechselseitige Pol: Liebe. Nicht wie die romantische. Eher so wie: Unbändige Freude, Glückseligkeit, Segen. Alles von allem. Mittendrin.
Grund genug, den Schleier des Unbekannten, den wir so gerne aus der ersten Reihe unserer Kuschelzone beobachten, viel öfter mal zu lüften. “Ich weiß nicht wie, ich weiß nicht was mich erwartet, ich habe die Hosen gestrichen voll, aber ich weiß, dass hinter der Angst das Beste wartet.”

Will Smith hat es nach seinem Fallschirmsprung genial ausgedrückt:

“Auf der anderen Seite von maximaler Angst sind immer die besten Dinge unseres Lebens vorbereitet.”

Will Smith

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